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Wie die Entscheidung für unser Fahrzeug zustande kam

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Wie die Entscheidung für unser Fahrzeug zustande kam

Nachdem wir uns entschieden hatten, dass wir mit einem Camper durch Europa und Asien fahren wollen, musste ein entsprechendes Fahrzeug her. Am liebsten hatten wir wieder einen Pickup-Camper, so wie wir ihn in Lateinamerika hatten. Der Heavy Duty Pickup war absolut geländgängig und hatte sogar 4x4 Antrieb. Der Camper verfügte über alle Annehmlichkeiten und genügend Platz. Leider findet man diese Art von Fahrzeugen in Deutschland leider nicht und wenn, dann nur zu horrenden Preisen. Auch ein Blick nach Amerika, wo wir unseren alten Pickup-Camper gekauft hatten, sorgte für Ernüchterung. Hatten wir damals ungefähr 10.000€ für den Pickup und 5.000€ für den Camper bezahlt, so haben sich die Preise in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt und nicht selten verdreifacht. Kein Wunder – 2009 hatten wir eine Wirtschaftskrise und die Amerikaner wollten ihre großen Spritschlucker loswerden. 10 Jahre später boomt die Wirtschaft und die Preise sind auf einem ganz anderen Niveau. Aber selbst wenn man sich mit diesen Preisen anfreunden würde, so gibt es kaum passende Fahrzeuge. Als wir 2009 nach Kalifornien gereist sind, hatten wir mehr als 10 Fahrzeuge in der Nähe von San Francisco auf der Craigslist gefunden. Sucht man heute Long-Bed-Pickups mit Allradantrieb, maximal 10 Jahre alt und maximal 100.000 Meilen Laufleistung, so ist die Anzahl der Treffer winzig. Auch wenn man den Suchradius vergrößert, erhält man nie genügend Treffer, um ernsthaft in Erwägung zu ziehen, nach Amerika zu reisen und sich das Fahrzeug anzusehen. Denn eine vielversprechende Anzeige heißt ja noch lange nicht, dass man das Fahrzeug dann auch wirklich haben will. Hinzu kommt noch, der Aufwand für die Verschiffung des Fahrzeugs nach Deutschland, der Einfuhrzoll und die nötigen Umrüstungen, damit man mit dem Pickup überhaupt auf deutschen Straßen fahren darf. Am Ende mussten wir uns also von der romantischen Vorstellung verabschieden, wieder mit einem Pickup-Camper on-Tour zu sein.

Um ein geeignetes Fahrzeug zu finden, sollte man sich zunächst Gedanken machen, was einem wichtig ist. Zum Glück verfügen wir über mehrjährigen Reiseerfahrung mit unterschiedlichen Fahrzeugen, sodass unsere Anforderungen schnell zusammengestellt waren:

1. Platz für ein großes Bett. Da wir viele Monate am Stück mit dem Fahrzeug unterwegs sein wollen, brauchen wir ein komfortables Bett. Es muss mindestens 2m lang sein, damit ich ausgestreckt darin liegen kann. Wir hatten einmal einen Camper auf Basis eines Fiat Dukato Kastenwagens, wo das Bett gerade einmal 1,90m lang war und ich schräg schlafen musste. Das war für 2 Wochen ok, aber nicht für eine längere Tour. Außerdem muss das Bett permanent aufgebaut sein, da wir keine Lust haben, jeden Abend das Bett neu zu machen.

2. Eine eigene Toilette. Je älter man wird, desto wichtiger wird das eigene Klo. Allein der Gedanke an einem nasskalten Morgen mit dem Klappspaten in die Botanik zu gehen, hat uns immer schon abgeschreckt.

3. Ein großer Kühlschrank. Es gibt nichts schöneres, als nach einem langen Fahrtag an einem schönen Stellplatz angekommen zu sein und ein kühles Bier in traumhafter Umgebung zu genießen. Die Kühlschränke von vielen Wohnmobilen sind allerdings so bemessen, dass keinen großen Durst haben darf.

4. Genügend Platz für zwei Personen. Eigentlich möchte man möglichst in einer traumhaften Gegend unterwegs sein, wo man jederzeit seine Campingmöbel vor das Fahrzeug stellen und die Umgebung genießen kann. Leider gibt es aber immer wieder einmal Phasen mit schlechtem Wetter, sodass man sich einige Tage im Innern des Fahrzeugs aufhalten muss. Also brauchen wir eine gemütliche Sitzecke. Auch darf diese Sitzecke nicht durch das Bett eingeschränkt werden, damit einer vernünftig Sitzen kann, während der andere im Bett liegt.

5. Stehhöhe. Gerade wenn man sich länger im Innern des Fahrzeugs aufhalten muss, ist es angenehm, wenn man sich einmal gerade aufrichten kann. Somit sollte der Camper für mich über eine Stehhöhe von ungefähr 1,90m verfügen.

Diese fünf Punkte entsprechen erst einmal unseren Minimalanforderungen. Darüber hinaus gibt es natürlich jede Menge kleiner Wünsche für weitere Annehmlichkeiten. Es gibt aber auch Punkte, die wir bewusst von der Must-Have-Liste gestrichen und auf die Nice-To-Have-Liste gesetzt haben.

1. Allradantrieb. Für viele (angehende) Weltreisende ist ein Allradfahrzeug das Nonplusultra. Und in der Tat ist es toll, wenn man durch unwegsames Gelände zu einem tollen, einsamen Stellplatz kommt, den andere nicht erreichen können. Wir hatten mit unserem 4x4 Pickup ein entsprechendes Fahrzeug und kennen die Vorteile des Allradantriebs. Man muss ja noch nicht einmal durch eine Sandwüste zu fahren, um steckenzubleiben und sich nur mit Allradbetrieb wieder zu befreien. Oft reichen schon ein paar Zentimeter Sand auf einem Parkplatz am Meer und die Räder drehen durch. Trotzdem sind wir bereit auf den Allradantrieb zu verzichten, denn wir haben ihn nur sehr selten gebraucht. Und man ist auch immer wieder verwundert, wohin auch zweiradgetriebene Fahrzeuge kommen können. Trotzdem ist Allradantrieb natürlich ein großes Plus. Doch leider sind Allradfahrzeuge selten und dann auch sehr teuer, was uns dazu bewogen hat, diese Anforderung fallen zu lassen.

2. Ein vollständiges Bad. Wie gesagt – eine Toilette ist uns sehr wichtig. Ein vollständiges Bad mit Dusche ist es aber nicht. Ein solcher Raum mit Dusche und Waschbecken nimmt viel Platz weg und wir wenig gebraucht. Vor allem erachten wir die Dusche als entbehrlich, da man unterwegs sein kostbares Wasser nicht durch Duschen verschwenden will und auf Campingplätzen, wo die Wasserversorgung sichergestellt ist, oft auch Duschen vorhanden sind. Was die Waschbecken in den Bädern betrifft, so sind die oft so klein, dass man sich dort nur die Hände waschen kann. Also kann man auch darauf verzichten und sich in der Küche waschen.

Nachdem klar war, was uns wichtig ist, konnten wir auf die Suche nach einem Fahrzeug gehen. Das gestaltete sich etwas, wie die Quadratur des Kreise. Wenn man unterwegs ist, dann wünscht man ein kleines, wendiges Fahrzeug. Wenn man steht, dann wünscht man sich viel Platz und Stauraum. In Amerika wird dies durch sogenannte Slide-Outs gelöst, mit denen man seine Wohnfläche vergrößern kann. Sehr praktisch sind natürlich auch Geländewagen mit einem Dachzelt. Allerdings ist dies mehr etwas für einen Campingplatz, als wenn man an einer Straße oder einen Parkplatz steht. Längere Schlechtwetterphasen möchte man sich in einem derartigen Gefährt schon gar nicht vorstellen. Also geht es darum Kompromisse zu machen oder anders gesagt „einen Tot muss man sterben“.

Wenn man von amerikanischen Pickup-Campern einmal absieht, gibt es in Europa natürlich auch entsprechende Fahrzeuge. Allerdings sind die Pickups, die hier verkauft werden, sehr viel kleiner, als die amerikanischen Modelle. Entsprechend kleiner sind deshalb auch die Wohnkabinen, sodass diese für uns nicht infrage kommen. Drängt sich also die Frage auf, warum wir uns nicht einfach ein handelsübliches Wohnmobil kaufen. Die gibt es in allen möglichen Größen, sodass für uns doch etwas dabei sein sollte. In der Tat haben wir uns verschiedene Wohnmobile bei diversen Händlern angesehen. Und es gibt tatsächlich interessante Modelle mit guten Lösungen, um die begrenzte Fläche optimal auszunutzen. Allerdings trauen wir diesen Wohnmobilen nicht zu, monatelang über schlechte Straßen und holprige Pisten zu fahren. Der Grund hierfür liegt darin, dass die meisten Wohnmobile auf Basis eines 3,5 Tonners aufgebaut werden. Das hat den Vorteil, dass diese Fahrzeuge von jedem mit einem normalen Führerschein gefahren werden können. Schaut man sich aber das Leergewicht dieser Fahrzeuge an, so wiegen diese häufig bereits 2,8 oder mehr Tonnen. Wie gesagt – leer. Rechnet man dann noch das Gewicht von Treibstoff, Frischwasser, Ausrüstung und das Gewicht der Passagiere dazu, dann sieht man, dass diese Fahrzeuge schon an der Grenze ihres zulässigen Gesamtgewichts gefahren werden. Auf schönen Asphaltstraßen ist das sicher kein Problem, aber wir wollen natürlich auch da hin, wo die Straßen nicht mehr so schön sind. Die Gewichtsproblematik erkennt man auch im Innern der Wohnmobile. Überall wird Gewicht gespart. Das führt zu sehr filigranen Lösungen, die zwar sehr hübsch sind, aber denen wir keine sehr lange Lebensdauer zutrauen. In unserem amerikanischen Pickup-Camper war alles aus dem Ganzen gefeilt. Da konnte man den Wasserhahn schon mal ordentlich anfassen, ohne Angst zu haben ihn gleich abzureißen. Der ausschlaggebende Punkt, der gegen ein europäisches Wohnmobil spricht ist aber der Preis. Es ist unglaublich, was für 10 – 15 Jahre alte Wohnmobile noch für Preise aufgerufen werden.

Mit dem Thema Preis muss man sich vor einer Anschaffung natürlich immer beschäftigen. Und es ist auch klar, dass die Preisskala nach oben offen ist. Wenn man das nötige Budget hat, so kann man ja argumentieren, dass der Wertverlust von Wohnmobilen sehr gering ist und man das Fahrzeug nach der Reise gut weiterverkaufen kann. Unser Ansatzpunkt ist aber ein anderer. Wenn man durch ferne Länder und über abenteuerliche Pisten fahren will, dann kann man doch nicht davon ausgehen, dass dies an dem Fahrzeug ohne Spuren bleibt. Es muss ja auch nicht gleich davon ausgegangen werden, dass das Fahrzeug gestohlen wird, aber das Risiko eines Unfalls muss ins Auge gefasst werden. Deshalb sind wir nicht bereit zig zehntausende von Euros für ein Wohnmobil auszugeben. Für uns ist ein Wohnmobil ein Gebrauchsgegenstand und wir wollen nicht in Panik geraten, wenn einmal ein Ast einen Kratzer in den Lack macht oder eine Unachtsamkeit zu einer Beule führt. Auf unserer Reise durch Lateinamerika hatten wir selber Schäden am Fahrzeug und wissen, wie schnell das gehen kann.

Obwohl traditionelle Wohnmobile für uns aus den geschilderten Gründen nicht optimal waren, hatten wir aber auch nicht unbedingt vor ein Fahrzeug selber ausbauen. Erstens hatten wir das noch nie gemacht und zweitens wollten wir unsere Zeit mit reisen und nicht mit dem Ausbau verbringen. Natürlich hätten wir uns auch ein Wohnmobil nach unseren Wünschen ausbauen lassen oder ein gebrauchtes Weltreisemobil kaufen können. Aber da sind wir wieder beim Thema Preis und die diskutierten Risiken. Also haben wir uns doch auch mit dem Thema Selbstausbau beschäftigt. Handwerklich sind wir nicht ungeschickt, sodass wir uns das grundsätzlich auch zugetraut haben.

Für den Selbstausbau galt es ein geeignetes Fahrzeug zu finden. Bereits vor einiger Zeit haben wir uns für ausgemusterte DHL Paketfahrzeuge interessiert. Die äußere Form erinnert ja schon einmal an ein Wohnmobil und preislich liegen die Fahrzeuge auch in einem erträglichen Bereich. Also waren wir auch bei zwei Händlern, die solche Fahrzeuge verkaufen. Es ist erstaunlich, wie gering die Kilometerleistung der meist 10 Jahre alten Fahrzeuge ist. Macht man sich aber klar, dass mit ihnen ja keine Langstrecken gefahren werden, sondern dass der Fahrer alle paar hundert anhält und ein Paket zustellt, dann ist logisch wie die geringe Kilometerleistung zustande kommt. Allerdings wird auch klar, dass diese Fahrweise sicher nicht optimal für den Motor ist. Das war aber nicht der Grund, warum wir von einem DHL Fahrzeug abgekommen sind. Vielmehr hatten wir das Problem, dass viele DHL Fahrzeuge aber nur 1,90m breit sind, was zur Folge hätte, dass wir kein 2m langes Bett quer einbauen könnten. Baut man so ein Bett aber längs ein, dann ist nicht genug Platz für den Rest. Zwar gab es auch breitere DHL Fahrzeuge, in denen das Bett quer gepasst hätte. Allerdings waren diese Fahrzeuge allesamt gasbetrieben. Ein Blick beim ADAC auf die Verfügbarkeit von Gastankstellen im Ausland machte klar, dass östlich von Polen die Reise enden würde. Zwar wird es in ein paar Jahren auch wieder Dieselfahrzeuge mit den gewünschten Dimensionen geben, aber das war für uns bereits zu spät.

Ganz oben auf der Wunschliste von Selbstausbauern liegen alte Feuerwehrfahrzeuge oder Fahrzeuge von THW und Bundeswehr. Zugegeben, der Gedanke mit einem alten Feuerwehrfahrzeug unterwegs zu sein, hat uns auch gut gefallen. Es gibt auch ein paar gute Argumente für diese Fahrzeuge. So sind sie meist gut gewartet worden, verfügen über eine geringe Laufleistung und verfügen oft sogar über Allradantrieb. Schaut man sich die Fahrzeuge dann aber einmal an, dann fällt auf, dass sie gar nicht so groß sind, wie gedacht. An der Länge mangelt es meist nicht, aber von Stehhöhe kann man meist nicht sprechen. Das ist auch klar, wenn man bedenkt, dass ein Feuerwehrfahrzeug auch durch niedrige Brücken und Toreinfahrten kommen muss. Die große Beliebtheit dieser Fahrzeuge führt aber auch dazu, dass die Preise in unglaublichen Dimensionen liegen. Die meisten Fahrzeuge werden öffentlich versteigert und nicht selten werden 20.000€ für ein 20 Jahre altes Fahrzeug gezahlt. Selbst wenn die Fahrzeuge gut gewartet wurden, so bleiben 20 Jahre halt 20 Jahre und die machen auch ein Feuerwehrfahrzeug nicht besser.

Oft hört und liest man, dass ein optimales Weltreisemobil möglichst keine Elektronik haben und aus einfachster Technik bestehen soll, damit sie in jeder Buschwerkstatt repariert werden können. Das kling zunächst plausibel, hat aber unserer Meinung nach auch entscheidende Nachteile. Der größte Nachteil ist, dass diese Fahrzeuge zwangsläufig sehr alt sind. Bereits vor 20 Jahren wurden elektronische Steuerungen in Fahrzeugen verbaut. Will man diese vermeiden, so muss man auf noch ältere Modell ausweichen. Anders als bei gutem Rotwein werden Fahrzeuge mit dem Alter aber nicht besser – das Gegenteil ist eher der Fall. Zwar kann jeder Buschmechaniker diese Fahrzeuge reparieren, aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er das auch häufig tun muss. Das musste auch ein junges kanadisches Pärchen erfahren, die wir in Peru getroffen haben. Sie waren mit einem uralten VW Bulli unterwegs, der schon als historisch zu bezeichnen war – und Elektronik war für diesesn Wagen sicher ein Fremdwort. Leider war dieser Bulli aber in einem schlechten Zustand, sodass die Beiden bereits in Mexiko einen Austauschmotor brauchten. Und im weiteren Verlauf sind sie in jedem Land liegengeblieben. Mal waren es die Bremsen, mal der Motor. Trotzdem haderten die Beiden nicht mit ihrem Schicksal, sondern haben sich einen Spaß daraus gemacht, sich schon während der Panne zu überlegen, wie sie später davon erzählen würden. Und es gab viel zu erzählen.

Auch stimmt es nicht, dass in fremden Ländern moderne Autos nicht repariert werden können. Natürlich fahren in anderen Ländern teilweise auch sehr alte Fahrzeuge herum. Aber auch dort gibt es neue Autos, in denen all die moderne Technik steckt, wie wir sie auch haben. Und natürlich gibt es dort auch Mechaniker, die diese Autos reparieren können. Sicher nicht in jedem Dorf, aber dann in der nächsten Stadt.

Dann stellt sich auch noch die Frage nach Ersatzteilen. Die Ersatzteilversorgung ist in vielen Ländern generell ein Problem. Das wird mit dem Alter der Fahrzeuge nicht unbedingt besser. Das soll nicht heißen, dass moderne Fahrzeuge keine Probleme machen. Auf unseren Reisen haben wir gelernt, dass jeder mit seinem Fahrzeug irgendwann Probleme hat – egal wie alt sie sind. Wir waren mit einem 10 Jahre alten Chevrolet Silverado 2500 HD unterwegs. Nachdem wir Mexiko hinter uns gelassen hatten, fiel uns auf, dass es so große Pickups nicht mehr gab. Also wurde es auch schwierig Ersatzteile für unser Fahrzeug zu bekommen. Passende Ölfilter gab es beispielsweise nur noch in jedem zweiten Land. Und in Peru haben wir lange nach einem Reifen gesucht, der nicht nur die nötige Größe hatte, sondern auch für das hohe Gewicht unseres Pickups ausgelegt war. Und wie diese beiden Beispiele zeigen, handelt es sich um einfache Verschleißteile, die jeder auf einer längeren Reise benötigt. Mit Ausnahme von Landrover Defender und Toyota Landcruiser, deren Ersatzteile angeblich weltweit verfügbar sind, hat man potentiell Probleme wenn man ein spezielles Ersatzteil benötigt. Allerdings gehört es zum Abenteuer dazu, diese Probleme zu meistern. Wir sind mit unserem Pickup beispielsweise in Kolumbien liegengeblieben, weil ein Kugellager der Kardanwelle defekt war. Wir mussten die Kardanwelle ausbauen und konnten dann mit Vorderradantrieb mehrere hundert Kilometer bis zum nächsten Mechaniker fahren. Eigentlich ein gutes Argument den Allradantrieb wieder auf unsere Must-Have-Liste zu setzen. In Bolivien ging unsere Lichtmaschine kaputt und wir konnten kein Ersatz bekommen. Aber in dieser Gegend der Welt werden Lichtmaschinen noch repariert und so konnten wir nach einer Woche unfreiwilligen Zwischenstopps weiterfahren.

Oft hört man auch, dass ein Unimog die beste Basis für ein Weltreisemobil wäre. In der Tat ist ein Unimog technisch gesehen ein Meisterwerk. Er kommt durch fast jedes Gelände und schafft Steigungen, wie kein anders Fahrzeug. Der Name Unimog ist die Abkürzung für Universal-Motor-Gerät und wird als „Frontsitztraktor mit Allradantrieb“ klassifiziert. Und das klingt nicht nach einem Langstreckenfahrzeug. So ist die eingesetzte Technik auch so speziell, dass man besser selber technisch begabt genug ist, um so ein Gerät zu reparieren. Auch kann die Ersatzteilversorgung beliebig schwierig werden. In Südamerika war es seinerzeit nahezu unmöglich Ersatzreifen zu bekommen, da es schlichtweg die spezielle Größe nicht gab oder diese nicht frei verkauft wurden, weil nur einige Militärfahrzeuge diese Reifen verwendeten. Aber, wie gesagt, können diese Herausforderungen Teil des Abenteuers sein. Für uns kommt ein Unimo aber auch aufgrund seines hohen Preises und der Tatsache, dass die Ladefläche vergleichsweise klein ist, nicht infrage.

Nachdem wir wussten, was wir nicht wollten, mussten wir schauen, was für Fahrzeuge (speziell LKWs) auf dem Markt waren, die als Basis für unseren Selbstausbau passten. Auch hier haben wir ähnliche Kriterien aufgestellt, wie wir sie schon bei unserem Pickup hatten: Maximal 10 Jahre alt und weniger als 200.000 km Laufleistung. Nur beim Preis haben wir auf 20.000€ erhöht. Mit diesen Rahmenwerten ging es dann auf Internetrecherche bei mobile.de und ähnlichen Plattformen. Die Anzahl der Treffer war durchaus ermutigend und wir sahen uns einem breiten Angebot von Fahrzeugen gegenüber. Allerdings mussten wir weitere Kriterien hinzufügen, was das Angebot dann doch wieder einschränkte. So kamen 3,5 Tonner aufgrund der geringen Zuladung von einer Tonne nicht mehr infrage, denn bei einem 3,5 Tonner hätten wir die gleichen Gewichtsprobleme gehabt, wie die Ausbauer von normalen Wohnmobilen. Auch wurden LKWs über 7,5 Tonnen ausgeschlossen, da wir hierfür einfach keinen gültigen Führerschein haben. Dafür waren plötzlich 5 Tonner für uns interessant. Sie verfügen über eine Zuladung von bis zu zwei Tonnen, was für unsere Anforderungen ausreichen sollte. Und diese Fahrzeuge ist vergleichsweise günstig. Das liegt daran, dass junge Leute ihn mit ihren Führerscheinen oft nicht fahren dürfen. Heute darf man mit einem normalen Führerschein nur noch Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen fahren. Das schränkt den Kreis der Interessenten offenbar deutlich ein, sodass diese Fahrzeuge oft nur zwischen 10.000€ – 15.000€ kosten.

Nachdem wir uns auf 5 Tonner eingeschossen hatten, mussten wir einiges über Dieselfahrzeuge lernen. Bisher hatten wir keine Erfahrung damit und selbst unser amerikanischer Pickup hatte einen Benzinmotor. Doch auch uns ist das Thema Dieselfahrverbot nicht entgangen und so setzten wir eine grüne Plakette auf unsere Must-Have-Liste der Anforderungen. Natürlich gibt es genügend Länder, wo es keine Probleme mit irgendwelchen Plaketten gibt, aber wir müssen das Fahrzeug ja in der Stadt umbauen, beladen und auch zum Einkaufen wollen wir ja irgendwann einmal fahren. Da wir ja kein ganz altes Fahrzeug haben wollte, bedeutete die grüne Plakette keine große Einschränkung in der Auswahl. Als nächstes lernten wir einiges über AdBlue. Damit werden die Abgase von Dieselmotoren nachbehandelt, was zu besseren Abgaswerten führt. Allerdings muss man AdBlue immer wieder nachfüllen und der Verbrauch kann bei schlechterem Diesel steigen. Geht einem das AdBlue aus, so erkennt die Motorelektronik, dass die Abgaswerte nicht mehr eingehalten werden können und schaltet entweder den Motor ab oder in ein Notprogramm. Dann kann man nur noch in Schrittgeschwindigkeit weiterfahren – so hört man. Dies klingt für uns nicht besonders erstrebenswert, vor allem, da wir in Länder fahren wollen, wo es tendenziell schlechteren Diesel und wenige AdBlue gibt. Da auch noch der Verbrauch von AdBlue bei schlechterem Diesel steigt, erscheint auch die Option, genügend AdBlue mitzunehmen, riskant. Also kamen AdBlue Fahrzeuge auf die No-Go-Liste, was einerseits die Auswahl einschränkte und andererseits einige interessante Fahrzeuge ausschloss. Aber es blieben noch einige Fahrzeuge zwischen mit grüner Plakette und ohne AdBlue übrig. Das heißt aber nicht, dass diese Dieselmotoren problemlos sind. Auch Motoren, die die Anforderungen einer grünen Umweltplakette erfüllen, sind bereits hochgezüchtet und störanfällig. So kann man sich mit schlechtem Diesel auch gerne die Einspritzdüsen ruinieren, durch die der Diesel mit 1600 bar durchgedrückt wird. Aber auch hier heißt es: Einen Tot muss man sterben.

Mit all den Ausschlusskriterien haben wir schließlich einen Mercedes Sprinter Baujahr 2009 und 175.000 km gefunden. Es ist ein 5 Tonner mit einer Zuladung von zwei Tonnen. Der ehemalige Möbelwagen verfügt hinten über Portaltüren und keiner Ladebordwand. Das ist für uns positiv, da wir keine Ladebordwand benötigen und damit dieses Gewicht einsparen können. Im Gegensatz zu unserem alten Pickup mit einem acht Zylindermotor, sechs Liter Hubraum und 300 PS kommt der Sprinter mit seinen zwei Liter Motor und 150 PS eher schmalbrüstig daher. Allerdings verbraucht er nur die Hälfte an Sprit, was natürlich sehr angenehm ist.