2 Planung des Innenausbaus

So viele Wünsche - so wenig Platz

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So viele Wünsche - so wenig Platz

Nachdem wir uns für den Mercedes Sprinter entschieden hatten, war es an der Zeit, die genauen Maße des Kofferaufbaus zu nehmen, um mit der Planung des Innenausbaus zu beginnen. Der Koffer ist 4,20 m lang, 2,24 m breit und 2,24 m hoch. Jede Menge Platz sollte man meinen. Nachdem Carina ein 3D Modell angefertigt hatte und die ersten Ideen in Entwürfen umgesetzt waren, wurde klar, dass die Wohnfläche nicht gerade klein, aber auch nicht riesig ist. Da heißt es, den Platz intelligent zu nutzen und optimale Lösungen zu finden.

Zum Glück haben wir viel Erfahrung, was wir im Wohnbereich des Wohnmobils benötigen und was nicht. Unser Pickup-Camper hatte eigentlich schon eine sehr gute Aufteilung. Allerdings können wir diese nicht kopieren. Bleiben aber die grundsätzlichen Elemente, die wir auch wieder haben wollen:

1. Ein schönes Schlafzimmer mit Dachfenster für den Blick in den Sternenhimmel.

2. Eine bequeme Sitzgruppe mit Tisch, an dem man es sich auch bei schlechtem Wetter ein paar Tage gemütlich machen kann.

3. Eine Küche mit Gasherd, Drei-Wege-Kühlschrank, Waschbecken und Arbeitsfläche.

4. eine abgeschlossene Toilette

5. Jede Menge Stauraum für Kleidung, Nahrung und Ausrüstung.

Ein zentrales Kriterium für einen LKW mit Kofferaufbau war, dass man das Bett quer zur Fahrtrichtung einbauen kann. Wir entscheiden uns das Bett hinten und auf halber Höhe einzubauen. Damit können wir die Portaltüren später nutzen, um an den Stauraum unter dem Bett zu kommen. Man hätte das Bett auch vorne, direkt hinter dem Fahrerhaus bauen können. In diesem Fall hätte man aber große Serviceklappen auf beide Seiten des Koffers einbauen müssen, um an den Stauraum zu kommen. Dies ist aber nicht nur teuer, sondern auch sehr aufwendig. Also nutzen wir lieber die Türen, die sowieso schon vorhanden sind. Was die Größe des Betts betrifft, merken wir aber schnell, dass wir uns etwas einschränken müssen. Denn bereits bei einem 1,40 m breiten Bett bleibt für den Rest des Wohnbereichs nur noch 2,80 m Länge übrig, was dann schon gar nicht mehr so groß erscheint.

Vor das Bett soll die Sitzgruppe mit dem Tisch kommen. Damit kann man die Bank der Sitzgruppe als Tritt nutzen, um bequem ins Bett zu kommen. Außerdem soll die Sitzgruppe auf einem kleinen Podest entstehen, damit der Tritt nicht zu hoch wird. Außerdem soll es zwei große Fenster geben, durch die wir nach draußen sehen können.

Auf der linken Seite schließt sich dann die Küchenzeile mit Gasherd, Spülbecken und Kühlschrank an. Hier entsteht auch noch ein kleines Fenster, sodass man beim kochen auch lüften kann. Wir wollen einen dreiflammigen Gasherd haben, verzichten aber auf einen Backofen oder eine Mikrowelle – die haben wir ja nicht einmal in unserer Wohnung. Da wir den Kühlschrank gerne auf Augenhöhe hätten, bekommen wir schon die ersten Platzprobleme auf der linken Seite des Koffers und so wandert der Kühlschrank auf die rechte Seite.

Eine weitere zentrale Anforderung war es, eine Toilette im Fahrzeug zu haben. Natürlich hatten wir in unserem amerikanischen Pickup-Camper auch eine Toilette, aber jetzt können wir auch einmal einen Vorteil europäischer Wohnmobile nutzen, denn hier gibt es Kassettentoiletten. War es in Lateinamerika meine Aufgabe den Fäkalientank über einen Schieber mit einem Eimer zu leeren, so bleibt mir in Zukunft die dreckige Arbeit erspart, da man die Kassette bequem durch eine Serviceklappe entnehmen und entleeren kann. Da die linke Seite des Kofferaufbaus schon ausgefüllt ist, muss die Toilette auf der rechten Seite entstehen. Natürlich soll es ein geschlossener Raum sein, um die nötige Privatsphäre zu schaffen.

Nun ist die rechte Seite plötzlich aber auch schon voll, da sich vor dem Bett die Sitzecke, ein Hochschrank mit dem Kühlschrank und die Toilette befindet. Wo soll also die Einstiegstür hin? Wir entscheiden uns die Eingangstür in die Toilette zu bauen. Das klingt zunächst etwas verwegen, ist aber gar nicht so ungewöhnlich, da wir dieses Aufteilung schon bei anderen selbstgebauten Wohnmobilen gesehen haben. Natürlich hat das den Nachteil, dass man nicht in den Wohnbereich ein- und aussteigen kann, wenn der andere auf der Toilette sitzt. Aber diesen kleinen Nachteil muss man halt in Kauf nehmen, wenn man den begrenzten Platz optimal nutzen möchte.

Fast im ganzen Wagen wird es Hängeschränke geben, sodass grundsätzlich viel Stauraum vorhanden sein wird. An der Stirnseite zum Fahrerhaus, neben der Toilette, soll aber noch ein schmaler Kleiderschrank entstehen, wo wir einige Sachen aufhängen können.

Neben der beschriebenen Ausstattung haben wir uns aber auch gegen einige Dinge entschieden, die in anderen Wohnmobilen normal sind. So verzichten wir auf eine Dusche. Frischwasser ist ein rares Gut in einem Wohnmobil, das wir nicht zum Duschen verwenden wollen. Man weiß ja nie, wo und wann man sein Wasser wieder auffüllen kann. Auf Campingplätzen ist das kein Problem, aber dort gibt es sowieso meist Duschen, sodass man seine eingebaute Dusche nicht benötigt. Wenn man in der Wildnis steht, dann kann man auch mit einem Wassersack draußen duschen. Sonst kann man sich immer noch im Waschbecken waschen, wie es früher ganz normal war.

Da wir auf die Dusche verzichten, können wir auch einen Warmwasserboiler einsparen. In unserem Pickup-Camper hatten wir einen Gasboiler, den wir aber nie benutzt haben, denn es dauert lange, bis das Wasser im Boiler warm war und dabei wurde viel Gas verbraucht. Also haben wir immer etwas Wasser auf dem Herd warm gemacht. Das geht schneller, spart Gas und einige hundert Euro für die Anschaffung des Boilers.
Auch verzichten wir in unserer Toilette auf ein Waschbecken. In der Regel sind diese Waschbecken sowieso so klein, dass sie nur zum Händewaschen taugen. Also sparen wir lieber den Platz und nutzen das große Waschbecken in der Küche.

Bei einigen Weltreisenden ist ein Durchstieg vom Fahrerhaus in den Wohnbereich das ultimative Feature für ein Weltreisemobil. Wir hätten sogar den Platz im Fahrerhaus, zwischen den Sitzen, um so einen Durchstieg zu realisieren. Hierzu müsste man in die Rückseite des Fahrerhauses und die Wand des Kofferaufbaus ein Loch schneiden und einen Faltbalg einsetzen. Das ist aber aufwendig und teuer. Die Fans des Durchstiegs führen gerne an, dass dieser der Sicherheit dient, da man in brenzligen Situationen schnell fliehen kann, ohne das Fahrzeug zu verlassen. Zum Glück hört man selten davon, dass Reisende fliehen mussten und auch auf unseren Reisen auf verschiedenen Kontinenten sind wir bisher davon verschont geblieben. Als ein weiterer Nutzen eines Durchstiegs wird hilfsweise auch noch angeführt, dass man bei schlechten Wetter vermeiden kann beim Losfahren nass zu werden. Dieser vermeintliche Vorteil kann aber schnell zum Nachteil werden. Bevor wir losfahren gehen wir immer noch einmal um das Fahrzeug, um zu sehen, ob wir nicht irgendwas vergessen haben. Es wäre nicht das erste Mal, wenn noch etwas draußen steht, was wir abends nicht mehr weggeräumt hatten. Auch kontrolliert man auf diese Weise, ob alles am Wagen geschlossen und in Ordnung ist.

Nachdem wir auf einige typische Ausstattungsmerkmale verzichtet haben, planen wir aber eine Fahrradgarage unter dem Bett ein. Theoretisch könnte man einen Fahrradträger an den Portaltüren befestigen. Aber das hat einerseits den Nachteil, dass sie potentiellen Dieben leicht zugänglich wären und andererseits schnell dreckig werden. In Portugal hatten wir einmal einen solchen Fahrradträger mit zwei Fahrrädern gemietet. Aber bereits in den ersten Tagen sind wir eine staubige Schotterpiste gefahren, sodass die Fahrräder komplett verdreckt waren. Da Wasser bekanntlich ein rares Gut ist, haben wir diese Fahrräder drei Wochen durch die Gegend gefahren, ohne sie ein einziges Mal zu benutzen. Dies soll uns in Zukunft aber nicht mehr passieren. Aus diesem Grund wollen wir die Fahrräder in Fahrtrichtung unter dem Bett verstauen. Allerdings reichen die 1,40 m des Bettes nicht aus, sodass die Fahrradgarage ein Stück in den Wohnraum hineinragen wird und von der Breite der Sitzecke abgeht.